Tibet – Reise Erfahrungsbericht vom Mai 2016
Liebe Patricia, lieber Christian,
Nach der von euch perfekt organisierten Reise nach Bhutan (2013) sind wir auch für eure Unterstützung bei der „Tibet Overland Tour“ des Lobes voll. Schon bei der Beratung zu unserer kurzen Tibet – Reise, dann bei den Umstellungen wegen der nicht passierbaren Strasse nach Kathmandu, mit der Besorgung aller Flüge und der Organisation der Tibet Reise vor Ort, schliesslich mit euren Nachfragen und Dienstleistungen zu unserem „Wohlfühlpaket“, immer fühlten wir uns gut begleitet und aufgehoben.
Unsere Tibet Privatreise als 2er Gruppe in dieses sagenumwobene Himalaya-Land hat in uns tiefe Eindrücke hinterlassen und wir werden die Begegnungen mit den Menschen, der Kultur und der Landschaft auf dem „Dach der Welt“ nie vergessen.
Vom freundlichen Empfang in Kathmandu mit der Begrüssungs-Tagetes-Kette waren wir nicht überrascht aber wir wussten schon bei dieser sympathischen Geste, dass auch diese Reise wieder unter einem guten Stern stehen würde. Im Yak & Yeti-Hotel in Kathmandu fühlten wir uns wie zuhause und Kumar vom örtlichen Reisebüro, den wir schon von früher kannten, hiess uns mit vielen Informationen willkommen. Er übergab uns das wichtige Touristenvisa für Tibet. Mit einem Fahrer wartete er am folgenden Tag im Hotel und begleitete uns zum Flughafen. Alles lief wie geschmiert.
Auch hatten wir im Flugzeug die richtige Seite für Everest-Fotos, leider verhüllte sich dieser aber in den Wolken. Offenbar hält er es wie viele Tibeter, die nicht gerne fotografiert werden wollen. So verbarg er sich auch beim Rückflug hinter einem Vorhang.
Nachdem wir den „spektakulärsten Aussichtsflug“ bequem mit der China-Air bewältigt hatten, landeten wir sanft in Gonggor, dem Flughafen von Lhasa in Tibet. Mit einem breitem Lachen und einem herzlichen „tashi delek“ wartete unser Führer Nyima mit dem Fahrer Tashi auf uns – natürlich wieder mit einem Begrüssungsschal, diesmal aus weisser Seide, zum Zeichen des Glücks und dem Glauben an einen guten Reiseverlauf.
Es sollten sich auch alle Wünsche, wie erhofft, erfüllen. Vielleicht hätte ich (Ernst) den Schal über dem Kopf ausbreiten sollen, vielleicht hätte ich dann die ersten beiden Nächte ohne Kopfweh schlafen können. Das sind aber Kleinigkeiten, denn Führer und Fahrer besorgten mir in einer Apotheke ein tibetisches Naturheilprodukt, das bestens half. Trinken – trinken – trinken, Wasser wurde uns immer genügend gereicht.
Die Hotels in Tibet waren sauber und angenehm und auch der bequeme Buick-Geländewagen mit grossen Fenstern bot perfekte Raumverhältnisse für uns Privatreisende.
Nachdem wir viele Bücher und Reisebeschreibungen über Tibet und den Buddhismus gelesen hatten, gewannen wir besonders in Lhasa einen völlig neuen Eindruck von dem Bergland.
Die (heilige) Stadt Lhasa platzt durch die vielen eingewanderten Chinesen aus den Nähten. Die Einwohnerzahl stieg seit 1950 um das 20-fache. Aussenbezirke sehen gleich aus wie bei allen Grossstädten Chinas oder der Welt. Das Spannungsfeld China – Tibet möchte ich hier nicht ausweiten.
Es bleibt aber zu hoffen, dass die tibetische Bevölkerung ihren Glauben und ihre Traditionen bewahren kann. Die modere Infrastruktur, die die Chinesen in Tibet aufbauen, ist zweischneidig. Sicher wird das Reisen in diesen abgelegenen Landschaften einfacher (wir hätten sonst das 10-fache der Zeit gebraucht) aber die Zivilisation (mit Internet und den Touristen) bringt auch Probleme und Wünsche ins Land, die vermutlich nicht ohne Umbrüche verarbeitet werden können.
Ohne die Augen vor den Problemen zu verschliessen, wollten wir aber auf unserer Kulturreise vor allem die Brennpunkte des tibetischen Buddhismus besuchen und uns auf diese einlassen.
Die gute geführte Stadttour mit dem Potala-Palast, dem Jokhang-Tempel und dem Besuch des Bakhor Marktes eröffneten uns einen ersten Eindruck von Tibets Hauptstadt – Lhasa.
Die Besichtigung der Klöster Sera und Drepung brachten uns am 2. Tag in Kontakt mit den lamaistischen Mönchen. Beeindruckt haben uns die lebhaften Debatten der Mönche und die alten Handschriften in den Bibliotheken. Nyima sprach sehr gut englisch und versuchte nach Kräften, uns die Philosophie des tibetischen Buddhismus mit seinen Erscheinungsformen näher zu bringen. Schliesslich waren wir froh, den „Buddha der Zukunft“ unter all den künstlerischen Darstellungen an seiner Körperhaltung erkennen zu können.
Für „gutes Karma“ hatten wir auch Gelegenheit, durch reichliches Spenden in den Klöstern für unser Seelenheil zu sorgen. Für das körperliche Wohl wurden wir von Nyima und Tashi immer in traditionelle Gaststätten geführt und kamen auf diese Weise ebenfalls mit der tibetischen Lebensart in Kontakt. Alle Eintritte und Permits bei den Kontrollstellen erledigten unsere tibetischen Begleiter problemlos. Im chinesischen Tibet wird viel kontrolliert und wir brauchten zwischendurch nur unsere Pässe und Visa vorzuweisen, alles andere wurde von unserem Führungsteam vorbildlich erledigt.
Die drei Tage in Lhasa waren gut für unsere Akklimatisation und den Einstieg in das buddhistische Land. Wir freuten uns aber auf das Land, die Reise über die hohen Pässe, die Ausblicke, das bäuerliche Leben, die lamaistischen Gedenkstätten, die Sicht auf die verschneiten 8000-er und etwas Abgeschiedenheit.
Wir wurden in Tibet reich belohnt. Unser Fahrer Tashi steuerte den Wagen sanft durch die Dörfer, die Städte und über die Passstrassen mit über 5’000 MüM.
Immer wieder machte er einen Fotostopp und wir konnten prächtige Landschaften und erhabene Denkmäler bestaunen. Der asphaltierte Friendship-Highway, von den Chinesen gebaut, ist bequem zu befahren. Nach dem Khamba La Pass hatten wir einen traumhaften Blick über den Yamdrok-tso See. Ruth sagte noch, dass sie hier am See in einem abgelegenen Dorf gut 2 bis 3 Wochen bleiben könnte, um einzutauchen in das tibetische Lebensgefühl. Schon da spürte ich, dass wir uns viel zu viel vorgenommen hatten in der kurzen Zeit unseres Aufenthalts. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass uns zuhause viel Zeit bleiben würde, um all die Fotos zu ordnen, zu betrachten und mit unseren Recherchen die Eindrücke zu vertiefen und zu verdauen. Weiter ging’s über den 2. Pass nach Gyantse, wo man gut und gerne auch eine Woche bleiben könnte.
Nach dem eindrücklichen Klosterbesuch wartete Tashi bereits mit dem Auto, um uns über den 3. Pass nach Shigatse zu fahren. Dem Besuch des Tashilhunpo Klosters, in dem aus Anlass des Geburtstages von Buddha gerade eine Zeremonie stattfand, folgte im angenehmen Manasarovar-Hotel die verdiente Nachtruhe.
Um 6 Uhr hiess es am nächsten Tag aufzustehen, um die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Wieder durchfuhren wir eine gewaltige Hochebene mit den noch höheren 5’000 m Pässen. Unerwartet erhebt sich aus einem dünn besiedelten Tal das mächtige Sakya-Kloster. Im Uhrzeigersinn umwanderten wir die betenden Mönche vorbei an einer riesigen 60 mal 10 Meter hohen Bibliothekswand. Tief beeindruckt waren wir auch von den tibetischen Pilgerströmen. Nach einem einfachen und guten Mittagsmahl peilte Tashi mit dem Geländewagen unser nächstes Ziel Shegar an. Am Nachmittag, nachdem wir das einfache Hotelzimmer bezogen hatten, war genügend Zeit auf eine Fotopirsch zu gehen oder das Reisetagebuch zu ergänzen.
Das grosse Ziel, Everest-Base-Camp, füllte unsere Gedanken, so konnten wir schon um 6:45 Uhr, das heisst eine Viertelstunde früher als geplant, losfahren. Es überraschte uns Schweizer sowieso, wie Nyima und Tashi immer überpünktlich zur Stelle waren.
Der frühen Abfahrtszeit hatten wir es zu verdanken, dass wir auf dem Pangla Pass die 8000er Makalu, Lhotse, Everest und Cho Oyu in den ersten Sonnenstrahlen bewundern konnten (Tibet Panoramabild oben).
In Rongbuk, beim Base-Camp, verfiel der Everest in seine alte Gewohnheit, sich den Blicken etwas zu entziehen. Ich wollte das Schauspiel mit einer Zeitrafferaufnahme festhalten. Leider hatte mich die Nervosität verführt, ohne ausreichende Kontrolle auf den Auslöser zu drücken. So hatte der grösste Berg auch hier sein Ziel erreicht, wenig von sich Preis zu geben. Trotzdem konnte ich am Donnerstag danach in einer Push-Meldung lesen, dass mehr als 150 Bergsteiger den Gipfel des Mount Everest erreicht hätten – die größte Zahl an einem Tag seit Langem. „Nachdem wir zwei Jahre lang keine Besteigung hatten…“ meldete das Tourismusministerium Nepals. Da es gegen Mittag leicht zu schneien begann, beschlossen wir, nicht in Rongbuk zu übernachten, dafür wieder zurück zum Hotel Everest nach Shegar/ New Tingri zu fahren. Ein guter Entscheid und herzlichen Dank an das Führerteam, das dies auf die Schnelle organisieren konnte!
Durch den Ortswechsel hatten wir wieder ausreichend Zeit, die Fahrt, die Landschaften und die Weitblicke zu den überzuckerten Schneebergen zu geniessen. Wir freuten uns auch, dass wir eine Bauernfamilie bei der Arbeit kennen lernen durften.
Zurück in Shigatse bot sich auch Gelegenheit den traditionellen Markt zu besuchen. Interessiert es euch, was wir gegessen hatten? Oft bestellten wir: „fried rice with vegetables“. Interessanterweise war es immer anders und schmeckte trotzdem. Nudelsuppen oder Momos, allenfalls mit Huhn oder Hackfleisch ergänzten den Speiseplan. Von Buttertee oder Tsampa wurde uns als Europäer abgeraten. Die Internet-Verbindungen sind in Tibet gut. So war ich immer auf dem Laufenden und konnte euch von Shigatse aus per Mail schon meinen besten Dank aussprechen und melden, dass alles in bester Ordnung sei.
Die Tibet Reise nach dem Namtso See war ein besonderes Highlight.
Unser Fahrer Tashi hätte es sich leicht machen können und uns auf den asphaltierten Strassen nach Damchuka zu chauffieren. Wir waren hocherfreut, als er uns fragte, ob wir auch auf einer Naturstrasse über hohe Pässe mitfahren würden. Wir bereuten unseren Entscheid keine Sekunde. Endlich waren wir etwas weg von der Zivilisation. Die ganze Bevölkerung der Täler war unterwegs auf den Feldern und überall wurde geackert und angebaut. In der Höhe von über 5000m trafen wir neben der Strasse auf eine Vogelgruppe Geier. Sogar Tashi und Nyima machten Fotos.
Die Fahrt über den Transhimalaya bis hinunter zum Namtso See war nicht nur wegen den hohen Pässen mit den Bergriesen beeindruckend. Wir fühlten uns in dieser abgelegenen Gegend in jenem Tibet, das wir aus unseren alten Bücher von Sven Hedin und Alexandra David-Néel kannten. Am Namtso, dem zweitgrössten Salzsee in China empfanden wir die Nähe des Himmels nicht nur wegen der 4718 Meter Höhe, wir verstanden auch, dass die Tibeter zu diesem See eine spirituelle Beziehung pflegen. Wenn nur die Touristen nicht wären. Ein Widerspruch, den wir in fremden Ländern immer wieder empfinden – obwohl auch wir dazugehören.
Als Privatreisende kann man sich aber den grossen Gruppen etwas entziehen und wir schätzten daher unsere tibetischen Begleiter umso mehr.
Auf der Rückreise nach Lhasa begegneten wir immer wieder der Lhasabahn (sie ist jetzt schon bis Shigatse gebaut), die einen zusätzlichen Touristenschub nach Tibet bringt. Tibet ist auch für Chinesen ein beliebtes Reiseland und sie traten öfters mit Selfie-Wünschen an uns heran. Andererseits spürten wir aber auch ihr tiefes Interesse an der buddhistischen Kultur.
In Lhasa angekommen, gaben wir Fahrer und Führer für den Nachmittag frei und erkundeten auf eigene Faust den Bakhor-Markt. Wir machten ebenfalls eine Kora (leider in Touristen-Manier) um den Jokhang-Tempel. In ganz Tibet trafen wir immer wieder auf diese Pilgerströme, die mit der Kora (rituelle Umrundung eines heiligen Ortes) ihre Verbundenheit mit der buddhistischen Lehre bezeugten. Einmal fragte mich Nyima, was ich denn den ganzen Tag mache, da ich doch pensioniert sei? Er konnte nicht verstehen, dass ältere Leute in Europa sich mit Hobbys, statt mit dem Seelenheil beschäftigten, wie es in Tibet alle tun würden. Vielleicht müsste ich mich wirklich besser auf mein nächstes Leben vorbereiten – wenn ich wie die Tibeter daran glauben könnte? Wir hoffen inständig, dass die Tibeter ihren Glauben und ihre Lebensart bewahren können. Die Versuchungen und Veränderungen kommen nicht nur aus China.
Mit einem grossen „Thu ci che“ (Danke) verabschiedeten wir uns von unseren lieben Führer und Fahrer Nyima und Tashi auf dem Flughafen von Lhasa. Wir verliessen ein wunderbares Land zwischen Tradition und Moderne. Tibet – ein Land, das etwas näher am Himmel liegt. Das Flugzeug brachte uns am wolkenverhüllten Everest vorbei zurück nach Kathmandu.
Wieder wurden wir vom Trekkingbüro mit Kumar herzlich empfangen und zum Hotel gebracht.
Für die Stadt buchten wir keine Führung (von den Erdbebenschäden in Nepal haben wir nicht viel mitbekommen, die Büros scheinen aber froh zu sein, dass trotz des Unglücks, die Touristen weiterhin kommen).
Gerne besuchten wir unseren Lieblingsplatz im „Garden of Dream“ um die übervollen Eindrücke der Tibetreise nochmals etwas zu verdauen. Leider hatten wir unsere ausgedruckten Rückflugbillette nicht mehr greifbar. Ein Anruf bei dir Christian (Reiseveranstalter berghorizonte) genügte und du hast sofort die Daten per Mail an Kumar übermittelt. Dieser kam am gleichen Abend mit dem Ausdruck der Flugtickets zum Hotel – das nennen wir Service – herzlichen Dank!
Das Abschied-Essen mit Kumar in einem guten Restaurant in Kathmandu war nicht nur eine zusätzliche Überraschung, es war auch Ausdruck dafür, dass wir von den Reisebüros bestens begleitet waren.
Herzlichen Dank
Ruth und Ernst Graf aus der Schweiz